Titel
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Der Vorstandsvorsitzende der JENOPTIK AG, Dr. Micha-
el Mertin blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zu-
rück. Im WIRTSCHAFTSSPIEGEL erklärt er, wie die
Strategie der Internationalisierung zum Erfolgsmodell
für das Unternehmen wurde.
Ausrüster der weltweiten Industrie
Jenoptik ist einer der wenigen ostdeutschen börsennotierten
Konzernen. Erfüllt Sie das mit besonderem Stolz oder ist
damit auch eine besondere Verantwortung als „Vorzeigeunter-
nehmen“ verbunden?
„Stolz bin ich vor allem auf die Entwicklung der Jenoptik, insbeson-
dere in den letzten Jahren. 2012 war erneut das beste Geschäftsjahr
in unserer jüngeren Unternehmensgeschichte. Wir haben unseren
Umsatz und die Profitabilität weiter steigern können und das in ei-
nem anspruchsvollen konjunkturellen Umfeld. Wir sind nun auf dem
Weg von einem guten zu einem sehr guten Unternehmen. Ich sehe
Jenoptik dabei weniger als ostdeutsches Vorzeigeunternehmen. Der
Sitz des Konzerns ist zwar in Jena, aber wir haben Standorte in an-
deren Teilen Deutschlands und weltweit. Wir sind inzwischen ein in-
ternational agierender Konzern. Darüber hinaus gibt es im Optical
Valley Thüringens und anderen Teilen Ostdeutschlands Unterneh-
men und Hidden Champions, die die Welt erfolgreich mit Hightech
in sehr hoher Qualität ausrüsten.“
Welche Rolle spielen die optischen Technologien für Jenoptik?
„Ich würde den Begriff noch etwas weiter fassen und von optoelek-
tronischen oder photonischen Technologien sprechen. Diese sind ein
wesentlicher Wachstumstreiber für andere Branchen, zum Beispiel
in der Medizintechnik oder Halbleiterindustrie. Für Jenoptik sind sie
die Basis unseres Geschäftes und unseres Wachstums. Denn als Key
Enabling Technology (KET) treiben photonische und optoelektroni-
sche Technologien weltweite Megatrends wie Gesundheit, Sicherheit
und die zunehmende Digitalisierung der Welt. Wir können diese
Megatrends mit unseren Produkten sehr gut unterstützen. Ein Bei-
spiel – mit unserer Messtechnik tragen wir dazu bei, dass Motoren
gebaut werden können, die weniger Sprit verbrauchen und somit ef-
fizienter sind.“
Trotz der weltweiten konjunkturellen Schwäche 2012 haben
Sie das Geschäftsjahr mit einem Rekord abgeschlossen.
Wo liegt das Erfolgsrezept für Jenoptik?
„Wir haben unsere nachhaltig angelegte Strategie konsequent wei-
terverfolgt. Dazu gehört, dass wir auf die weitere Internationali-
sierung der Jenoptik setzen, vor allem in Amerika und Asien. In bei-
den Regionen sind wir letztes Jahr überdurchschnittlich stark
gewachsen. Wir haben außerdem durch verbesserte Kostenstruktu-
ren und die gezielte Entwicklung von Projekten mit Schlüsselkunden
unsere Profitabilität 2012 deutlich erhöht. Hinzu kommt, dass wir
unsere Wertschöpfungsstrukturen erweitern und unseren Kunden
verstärkt integrierte Systeme anbieten.“
Weltweit bei Kunden vor Ort sein – ist das ein Erfolgsrezept,
um global wachsen zu können und auch ein Modell für den
Mittelstand?
„Eigene Vertriebs- und Servicestrukturen vor Ort sind Ausdruck un-
serer konsequenten Markt- und Kundenorientierung. Denn nur mit
dieser Nähe können wir unsere Kunden unterstützen, selbst erfolg-
reich zu sein. Dazu haben wir 2012 unsere Präsenz im Ausland wei-
ter ausgebaut mit neuen Strukturen in Brasilien, Malaysia und Singa-
pur. Ich bin überzeugt, dass uns die Internationalisierungsstrategie
durch die Schwäche in Europa tragen wird und eine wesentliche
Säule für das künftige Wachstum ist. Denn während in Deutschland
und Europa das Wachstum stagniert oder nachlässt, können wir das
in anderen Märkten ausgleichen. Für uns bleiben Amerika und Län-
der wie Brasilien, Russland, Indien, Korea und natürlich China
Wachstumstreiber. Wie viele andere setzen diese Länder auf deut-
sche Hochtechnologie, um Wohlstand zu generieren. Dieses Ge-
schäftsmodell, Ausrüster der weltweiten Industrie zu sein, hat der
deutsche Mittelstand tief verinnerlicht.“ (su)
Foto: Clemens Bilan/dapd
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