Telekommunikation
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Jedoch hängt diese Geschwindigkeit von geologischen und bauli-
chen Verhältnissen sowie dem Abstand zum Sendemast ab. Selbst
unter ungünstigen Bedingungen erreichen unsere Kunden eine
Geschwindigkeit, die mit einer 6000-er DSL-Leitung vergleichbar ist.
In der Praxis ist LTE jedoch zumeist deutlich schneller und liegt bei
15 bis 20 Megabit pro Sekunde im Download. Der Upload ist mit bis
zu 10 Megabit pro Sekunde ebenfalls deutlich schneller. Und der
Zufriedenheitsgrad der Kunden liegt unseren Befragungen zufolge
derzeit mit LTE am höchsten.“
Wie wird denn dabei die Platzierung der Funkmasten vor allem
im ländlichen Raum von den Bürgern angenommen?
„Das ist eine immer wiederkehrende Fragestellung. In den ländlichen
Gebieten überwiegt auch zumeist die Freude über schnellen Netz-
zugang etwaige Befürchtungen. Es ist übrigens ein weit verbreiteter
Irrtum, dass wir zwingend neue Funkmasten in die Landschaft stel-
len müssen, wenn wir heute eine neue Technologie ausbauen. Unser
GSM- und UMTS-Netz hat heute ja bereits eine Flächendeckung, und
wir nutzen für LTE größtenteils die bereits vorhandenen Funkmas-
ten. Zudem nutzen wir mit der LTE-Technologie ehemalige Rund-
funkfrequenzen. Eine Sendeantenne hat, wenn man direkt davor
steht, vier Watt Leistung und eine Mikrowelle im Vergleich 900 Watt.
Dennoch ist die Sendemastverteilung für die Bürger natürlich ein
hoch emotionales Thema. Wir gehen damit sehr sensibel um und klä-
ren in Vorort-Terminen mit den Bürgern und den kommunalen
Verwaltungen im gesamten Ausbauverlauf immer wieder darüber
auf. Doch ich möchte noch dabei klarstellen: Bedenken über eine et-
waige Belastung sind völlig unbegründet.“
Welchen Vorteil bringt denn LTE für Industrie und Gewerbe?
„Grundlegend die hohe Geschwindigkeit und Verfügbarkeit. Heutzu-
tage lassen sich Gewerbegebiete ohne entsprechende Breitbandan-
gebote kaum mehr vermarkten. Mittlerweile werden Daten schnell
übers Internet übermittelt und Firmen können so wesentlich effi-
zienter und schneller arbeiten. Der wirtschaftliche Anreiz der Tech-
nologie gerade für den Mittelstand ist enorm. Gewerbeflächen in den
ländlichen Gebieten profitieren im Besonderen, da ein teurer und zu-
meist langwieriger Ausbau mit drahtgebundenen Lösungen nicht
mehr notwendig ist.“
Also wird LTE klassische Kabellösungen ersetzen?
„Das wiederum denke ich nicht. Vodafone wird im Privatkunden-
bereich stark auf Mobilfunk setzen. Doch im Firmenkundenbereich
werden wir uns weiterhin auch auf drahtgebundene Lösungen stüt-
zen. Für Daten sind beide Technologien nebeneinander existierend
relevant. Ich persönlich glaube daher nicht, dass die eine Techno-
logie die andere verdrängen wird. Glasfasertechnologien beispiels-
weise sind im Hintergrund enorm wichtig auch für uns, um Daten
auch von den Sendemasten abzutransportieren.“
In Thüringen hat sich die Landespolitik eine flächendeckende
Breitbandversorgung auf die Fahnen geschrieben. Inwieweit ist
Vodafone dort mit involviert?
„Wir haben uns am Landesprogramm Breitband mit beteiligt. Das
Breitbandkompetenzzentrum ist zwar vor allem auf Kabellösungen
fokussiert, dennoch konnten wir uns gemeinsam mit weiteren Wett-
bewerbern dort einbringen. Unser Engagement ist dabei übrigens
ein finanziell ungefördertes, das heißt, die Mobilfunkanbieter bauen
ihre LTE-Netze ohne staatliche Zuwendungen aus.“
Und wie steht es bei mobilen Anwendungen letztlich
um die Datensicherheit?
„Da gibt es derzeit unsererseits keine Bedenken. Angriffe richten sich
zumeist auf Endgeräte und nicht auf Übertragungstechnik. Doch die
Technologie entwickelt sich ja weiter. Heute spricht man vom Cloud-
Computing. Es wird abgewogen, wo Daten aufbewahrt werden, im
eigenen Haus oder in einer Cloud auf fremden Servern. Dort stellt
sich das Thema Datensicherheit natürlich. Auch Vodafone hat dafür
eine Lösung im Angebot, Daten in unserer Vodafone-Cloud zu si-
chern. Dort haben wir höchste Sicherheitsstandards gesetzt.“
An mobilen Bedürfnissen hat sich in letzter Zeit vieles
grundlegend geändert. Gestatten Sie uns abschließend noch
die Frage, wo aus Ihrer Sicht der Trend hingeht?
„Das klassische Handy war anfangs zunächst ein Gerät lediglich zum
telefonieren. Dann kam das Verschicken von Kurznachrichten hinzu.
Es folgte die Kommunikation via Mail per Handy. Heute kann man
damit auch ins Internet gehen. Die Geräte von heute haben im
Prinzip nichts mehr damit zu tun, was sie vor einigen Jahren noch
waren. Und Tablets ersetzen mittlerweile stationäre Desktop-PC und
selbst Laptops. Den Trend belegt auch der Bedarf des durchschnitt-
lichen Datenvolumens, der sich aller zwei bis drei Jahre verdoppelt
und damit exponentiell zunimmt. Wir stehen da sicherlich erst am
Anfang der Entwicklung und die Nutzungsmöglichkeiten sind dabei
heute kaum einzuschätzen. Mobiles Internet, immer und überall für
jeden verfügbar, das wird Grundbedürfnis für die Industrienationen
und aufstrebenden Märkte sein. Etwa in Kenia ersetzen wir schon
heute mit dem mobilen Bezahldienst MPesa das
Bankensystem, wo es keine stationäre Infrastruktur
gibt. “ (bo)
I
Das Gespräch führte Herausgeber und Verleger Jürgen Meier
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Smartphones sorgen für 96 Prozent des Handy-Umsatzes
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Boom des mobilen Internets ungebrochen
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