„Integrated Industry“ steht nicht nur für das einzig-
artige Zusammenspiel von Automation, Energie-
technologie, Antriebstechnik, industrieller Zulie-
ferung sowie Forschung und Entwicklung sondern
insbesondere auch für den Einzug der Informa-
tionstechnologie in die Fertigungsprozesse. Aus
Thüringen stellen über 70 Firmen ihre Innova-
tionen vor. Allein am 210 Quadratmeter großen
Thüringenstand der Landesentwicklungsgesell-
schaft stellen über zehn Firmen und Institutionen
gemeinsam aus. Darunter das CiS-Forschungs-
institut Mikrosensorik und Photovoltaik GmbH
Erfurt, H.M. Heizkörper GmbH & Co. KG Din-
gelstädt, die GFE - Gesellschaft für Fertigungs-
technik und Entwicklung Schmalkalden e. V. und
die Sinusstrom GmbH aus Ilmenau. Ebenfalls aus
Ilmenau mit einem eigenen Stand stellt das Lan-
despatentzentrum Thüringen der TU Jena zwei he-
rausragende Thüringer Erfindungen vor: Wissen-
schaftler der TU haben ein Verfahren entwickelt,
um mit Hochspannungsentladungen Inhaltsstoffe
biologischer Materialien freizusetzen; und For-
scher der Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena ver-
bessern mit einem neuartigen Mischgerät die
Qualität des Mischergebnisses. (bo)
Titel
9
Foto: Sebastian Willnow/dapd, Hannover Messe
nen Umsatzrückgang um ein Prozent.
Die Wirtschaftszweige entwickelten
sich dabei im Jahr 2012 sehr unter-
schiedlich. Elf Branchen verzeichneten
Zuwächse, darunter der Maschinenbau
und die Hersteller elektrischer Ausrüs-
tungen; acht Branchen, darunter die
Automobilindustrie, die chemische und
optische Industrie mussten teils starke
Rückgänge hinnehmen.
Angesichts dieser schwierigen wirt-
schaftlichen Lage ist im gesamten Euro-
raum eine Investitionszurückhaltung zu
spüren. Und die Triebfeder der deut-
schen Wirtschaft, der Export, trage, so
Machnig, kaum noch zum Wachstum
bei: „Davon ist insbesondere der für
Thüringen wichtige Automobilsektor
betroffen“. Der Umsatz in dieser größ-
ten Industriebranche des Freistaats war
im vergangenen Jahr um zwölf Prozent
eingebrochen. Auch die eingangs er-
wähnte Solarbranche sei ursächlich für
die rückläufige Industrieentwicklung im
Land. Das beträfe, so Machnig, nicht nur
Thüringen, denn er sieht insgesamt eine
Abkühlung der Konjunktur in Deutsch-
land. „Stabilisierende Wirkung hat der-
zeit lediglich die Binnennachfrage.“
Schaut man etwas genauer hin, ist das
Bild allerdings nicht mehr ganz so ein-
heitlich. Nach Berechnungen der Indus-
trie- und Handelskammer Südthüringen
(IHK) war das Jahr 2012 für Südthü-
ringen hingegen ein Wachstumsjahr.
Die Südthüringer Wirtschaft legte um
beachtliche 2,4 Prozent zu. Dabei stieg
der Industrieumsatz um ganze sechs
Prozent. „In einem schwierigen wirt-
schaftlichen Umfeld hat sich die Wirt-
schaft in Südthüringen hervorragend
entwickelt. Für das hohe Wachstum
sind der starke Umsatzanstieg der In-
dustrie in den Landkreisen Ilm-Kreis
und Schmalkalden-Meiningen sowie
der Stadt Suhl und die Sondereffekte im
Baugewerbe im Ilm-Kreis aufgrund von
Infrastrukturinvestitionen der Deut-
schen Bahn verantwortlich. Ohne die
gute Entwicklung in Südthüringen wä-
re das BIP in Thüringen um einiges stär-
ker zurückgegangen“, erklärt Dr. Ralf
Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der
IHK Südthüringen.
Bleibt zu hoffen, dass die Stagnation
der Thüringer Industrie nur ein kleiner
Zwischenstopp, ja vielleicht nur eine
Atempause ist. Die Schließung des
BOSCH-Werkes Arnstadt sollte jeden-
falls nicht Indikator für eine grundle-
gende Flaute im Freistaat sein. Machnig
legte vor wenigen Tagen als Diskus-
sionsgrundlage ein Zukunfts- und Inno-
vationsprogramm Thüringen 2020 vor.
Dieses beschreibt wirtschaftspolitische
Herausforderungen sowie Leitlinien für
ein Transformationsprogramm, die
schließlich in einem 8-Punkte-Plan für
eine Zukunftsagenda münden. Auf die-
ser Basis beabsichtigt er mit Akteuren
aus Zivilgesellschaft und Politik, aus
Wirtschaft, Wissenschaft und Gewerk-
schaften eine breite Zukunftsdebatte zu
führen. Die Auftaktveranstaltung findet
am 22. April im Thüringer Wirtschafts-
ministerium statt. Es folgen regionale
Veranstaltungen in Jena, Eisenach, Gera,
Meiningen, Nordhausen und Saalfeld.
Im November 2013 wird eine Zwischen-
bilanz gezogen. Gemessen an den Pa-
tentstatistiken, welche die wirtschaft-
liche Lage schnell und mit hoher
Korrelation wiedergeben, liegt Thürin-
gen an der Spitze der neuen Bundes-
länder. Mit 27 Anmeldungen auf
100.000 Einwohner sind die Anmelde-
zahlen nach fünf Jahren erstmals wie-
der gestiegen. Noch vor Sachsen (26)
und Berlin (24) wurden 2012 in Thürin-
gen insgesamt 590 Patente angemel-
det, gegenüber 567 im Vorjahr. Nicht
zuletzt werden auch diese wieder die
Industrie beflügeln. (bo)
Die diesjährige HANNOVER MESSE 2013
rückt in diesem Jahr mit dem Leitthema
„Integrated Industry“ die IT-gestützte
Weiterentwicklung industrieller Produk-
tion in den Mittelpunkt.
Vernetzte
Fertigung
Die Ursache der wirtschaftlichen
Stagnation im Freistaat liegt vor
allem in der rückläufigen
Industrieentwicklung.
Thüringens Wirtschaftsminister
Matthias Machnig
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