Seite 8 - WIRTSCHAFTSSPIEGEL Thüringen 02 / 2013

Titel

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Foto: Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt/Radici Chimica Deutschland GmbH/Michael Bader/Genese

Es war eine Nachricht mit Schlagkraft – Der BOSCH-Konzern steigt aus dem Geschäftsfeld rund um die kristalli-

ne Photovoltaik aus. Die Fertigung von Ingots, Wafern, Zellen und Modulen wird Anfang 2014 eingestellt; soweit

möglich, sollen einzelne Bereiche zeitnah verkauft werden. Das betrifft auch die 1.800 Beschäftigten des BOSCH-

Standortes in Arnstadt. Erste Anzeichen für einen marodierenden Industriesektor in Thüringen?

Ausgebremst! Industrie schaltet

einen Gang runter

Bosch Solar Energy ist es nicht gelun-

gen, die Wettbewerbsfähigkeit des Be-

reiches herzustellen. Nahezu die gesam-

te Branche schreibt aufgrund inzwischen

immenser weltweiter Überkapazitäten

tiefrote Zahlen. „Trotz umfangreicher

Maßnahmen zur Senkung der Herstell-

ungskosten im vergangenen Jahr konn-

ten wir den Preisverfall von bis zu 40

Prozent nicht kompensieren“, stellt Dr.

Stefan Hartung, Aufsichtsratsvorsitzen-

der der Bosch Solar Energy AG fest. Wie

bereits im Januar 2013 veröffentlicht,

beliefen sich die Verluste des Geschäfts-

bereiches Solar Energy im letzten Jahr

auf rund eine Milliarde Euro.

Damit schwinden die Lichtblicke für einen Indus-

triezweig, der nicht nur in Thüringen mit einer Ver-

fallskrise zu kämpfen hat. Doch mit dem Blick auf

Thüringen hat nicht nur dieser Bereich mit akuter

Schwäche zu kämpfen. „Die Konjunktur in Thüringen

ist zum Stillstand gekommen.“ Mit diesen Worten

kommentierte Thüringens Wirtschaftsminister Matt-

hias Machnig die aktuellen Zahlen des Thüringer Lan-

desamts für Statistik zum Wirtschaftswachstum im

Jahr 2012. Seit Jahren ist das Bruttoinlandsprodukt

erstmalig, wenn auch nur leicht, um 0,3 Prozent zu-

rückgegangen. „Die Bremsspuren sind unübersehbar“,

sagte Machnig. Er sieht die Ursache der wirtschaftli-

chen Stagnation vor allem in der rückläufigen Indus-

trieentwicklung. So war die Bruttowertschöpfung im

verarbeitenden Gewerbe Thüringens um 1,5 Prozent

rückläufig. Das durchschnittliche Wachs-

tum in Deutschland lag bei 0,7 Prozent.

Lediglich Sachsen und das Saarland ver-

zeichneten rückläufige Werte.

Betrachtet man nur die Industrie in

Thüringen, sieht das Bild ähnlich aus.

Nach zweistelligen Zuwachsraten in

den beiden vorangegangenen Jahren

registrierten die Thüringer Industrie-

betriebe im abgelaufenen Kalenderjahr

erstmals seit 2009 wieder weniger Auf-

träge als im jeweiligen Vorjahr. Unter-

nehmen mit 50 und mehr Beschäftigten

erzielten einen Umsatz von 27,9 Milliar-

den Euro und damit gegenüber 2011 ei-